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Feuer machen mit Feuerstein

 Über die Verwendung von Feuerstein in der Europäischen Geschichte


Für die Menschen war seit alters her das Feuer Lebenszentrum und Mittelpunkt des Hauses. Das Feuer spendete Licht und Wärme, gab Schutz vor Feinden und diente der Essenszubereitung. Nicht zuletzt erfüllte das Feuer auch einen ähnlichen Zweck, wie heutzutage der Fernseher, denn hier saß man am Abend zusammen und lauschte den Sagen und Geschichten oder schaute einfach nur in die Flammen.

So war den Germanen das Herdfeuer heilig und es durfte nicht durch Schmutz oder Unrat besudelt werden. Frigga, die Gattin Odins, des nordischen Göttervaters, wurde auch als Göttin des heimischen Herdfeuers verehrt. So ist es heutzutage wirklich eine wenig schöne Unsitte, Plastikverpackungen, Zigarettenkippen und Blechdosen einfach ins Feuer zu werfen, denn für unsere Ahnen war das Feuer überlebensnotwendig und ihm gebührte eine angemessene Achtung.

Die beiden ältesten Methoden um ein Feuer zu entfachen sind bereits seit der Steinzeit die Reibung von Holz auf Hol und das Schlagen von Stein auf Stein, später dann von Eisen auf Stein, was von der Antike bis in die Neuzeit eigentlich die einzige Möglichkeit war, um ein Feuer zu entfachen. Der Kerngedanke bei allen Methoden ist der, dass aus einem schwachen Funken ein kleiner Glimmbrand entsteht, und sich aus diesem eine offene Flamme entwickelt, aus der am Ende ein richtiges Feuer entsteht.
Ein scharfkantiger Feuerstein und ein kohlenstoffhaltiger Feuerstahl sind die hauptsächlichen Bestandteile, um ein Feuer zu machen, doch nicht weniger wichtig ist gut getrockneter Zunder. Hierfür eignen sich insbesondere der sogenannte Zunderschwamm und das Innere von Rohrkolben. Ein geübter Feuermacher schafft es binnen fünf Minuten, mit Feuerstein und Zunder ein Feuer zu entfachen. Dies sei Ansporn für alle, die es schon einmal versucht und frustriert wieder aufgegeben haben. Wie bei allen Dingen, so gilt auch hier – Übung macht den Meister!

Der Feuerstein

Feuerstein findet man noch heutzutage in großen Mengen an der Küste von Rügen und vielen Ostseestränden. Der Feuerstein ist im englischen Sprachraum auch als Flint bekannt und wird in Frankreich Silex genannt. Er ist ungemein hart und besteht aus Siliziumdioxid, was dazu führt, dass beim Schlagen mit einem kohlenstoffhaltigen Eisen Funken entstehen. Viele denken, es wäre statt mit einem Eisen genauso möglich, mit zwei Feuersteinen ein Feuer zu entfachen. Das jedoch geht nicht - denn hierbei entstehen nur sogenannte kalte Funken, die nicht genug Hitze entwickeln um den Zunder zum Glühen zu bringen.
Hierzu benutzte der steinzeitliche Mensch ein Stück Pyrit oder Markasit, auch als Schwefelkies bekannt. Beide eignen sich in Verbindung mit einem Feuerstein als Schlagstein ideal zum Feuermachen und bringen auch mit einem Feuereisen hervorragende Resultate. Man muss man sich allerdings darüber im Klaren sein, dass diese Methode erheblich zeitaufwändiger und schwieriger ist, als das Feuerschlagen mit dem mittelalterlichen Feuerstahl.

Feuerschläger zum Feuermachen führen wir auch im Pera Peris-Mittelaltershop.

Der Feuerschläger

Bereits aus römscher Zeit und aus der germanischen Eisenzeit haben sich unzählige Feuerschläger erhalten, die die unterschiedlichsten Formen haben konnten.

Für die Wikingerzeit typisch war insbesondere ein bootsförmiger Feuerschläger mit hochgezogenem Mittelteil und eingerollten Enden, wie er zum Beispiel in der Wikingerstadt Birka im Mälarsee in vielen Exemplaren gefunden wurde.

Es gab zur Wikinger-Zeit jedoch auch sehr schön gearbeitete Feuerschläger, bei denen das eiserne Schlageisen in einen kunstvoll gearbeiteten Bronzehalter eingesetzt war, den man an einem Band oder einer Kette an der Gewandung befestigen konnte.

Wie man einen Feuerschläger selber schmiedet

Das entscheidende Kriterium für einen guten Feuerstahl ist, dass er zum einen viele Funken erzeugt, zum anderen das er nicht bricht, wenn er gegen den Feuerstein geschlagen wird – daher kommt es auf das richtige Material an.
Wichtig für einen guten Feuerschläger ist ein hoher Anteil an Kohlenstoff im Eisen, wie er sich in klassischem Kohlenstoffstahl findet, damit der Feuerschläger gute Funken hervorbringt. Solcher Stahl ist zumeist recht spröde und hart ausgeschmiedet und kann bei schlechtem Material unter ungünstigen Umständen beim Schlagen brechen.

Nicht jedes Stück Eisen ist dafür geeignet. Der Stahl muss einen hohen Kohlenstoffgehalt aufweisen. Geeignet ist z.B. Baustahl C 50 und C 60 mit einem Anteil von 0,5 bzw. 0,6 %. Zum in Form schmieden wird dieser auf ca. 820° Celsius / gelb glühend) gebracht und in rotglühendem Zustand in 40 Grad warmen Wasser abgeschreckt.
Durch erneutes Anlassen nach dem Abkühlen werden die Spannungen im Stahl reduziert, um ein brechen zu vermeiden.
Auch Werkzeugstahl oder Federstahl gibt gute Ergebnisse, aber er darf nicht zu stark erhitzt werden.  Sehr gut eignen sich alte Feilen, diese sind jedoch sehr hart und es besteht die Gefahr, dass der Feuerschläger am Ende zu stark gehärtet wird und bricht

Auch Mistgabeln sind eine gute Materialquelle für einen Feuerstahl. Angeblich sollen sich besonders alte Mistgabeln sehr gut eignen, um daraus Feuerstähle zu fertigen, da diese durch die lange Einwirkung von Kot und Urin stark aufnitriert sein sollen - vielleicht ist das aber auch nur eine Mähr...
Grundsätzlich gilt die Regel dass je höher ein Stahl legiert ist desto langsamer kann er zum härten abgekühlt werden um seine maximal mögliche Härte zu erreichen. Vereinfacht gesagt ist zum Härten eine möglichst schnelle Abkühlung entscheidend, man muss dabei aber immer einen Kompromiss eingehen, dass man keine zu schnelle Abkühlung erzielt, da der Stahl sonst die auftretenden Spannungen brechen kann.

Der Zunderpilz

Als Zundermaterial ist der echte Zunderschwamm der Klassiker für das Feuermachen schlechthin, wobei sich nur die Mittelschicht, die sich zwischen der oberen, harten Kruste und der unteren Röhrenschicht befindet als Zunder eignet. Der Zunderpilz wird auch echter Zunderschwamm genannt und hört auf den lateinischen Namen Fomes fomentarius.

Der Feuerschwamm findet sich oft an älteren Stämmen von Laubbäumen, insbesondere an Buchen oder Birken, und wächst zumeist in luftiger Höhe, leider häufig nur noch in Naturschutzgebieten, wo seine Gewinnung untersagt ist. Aber auch an Ahorn, Erle, Esche und Pappel kommt der Zunderpilz vor. Er wächst mit einer Größe von 20 bis 30 Zentimetern konsolenförmig am Stamm und hat eine harte, in wellig-rillige Zonen geteilte Kruste, wobei die hell- bis dunkelbraune Unterseite aus einer feinen Schicht Poren besteht.
Aus der Faserschicht (Trama), die sich auf der Oberseite des Pilzes direkt unter der harten Kruste befindet, erhält man das eigentliche Zundermaterial. Die Röhren- oder Porenschicht eignet sich nach einer besonderen Behandlung bestens zum Transport der Glut, was früher sehr wichtig war, um nicht jeden Tag auf's Neue mühsam mit dem Feuerschläger hantieren zu müssen.

Der ganze Pilz muss komplett vom Baum abgetrennt und noch im frischen Zustand verarbeitet werden, da er einmal ausgetrocknet kaum noch zu bearbeiten ist.
Aus der Faserschicht werden dünne Scheiben von 1-2 mm geschnitten (optimal ist eine Brotschneidemaschine), die nicht viel größer als ein 1 € -Stück sind. Die Stücke werden in Pottasche, einer Mischung aus Birkenasche und Wasser, zu gleichen Teilen über 24 h eingeweicht oder in derselben Lösung eine Stunde lang gekocht. Auf einer gut saugenden Unterlage muss der Zunderpilz dann vollständig durchtrocknen und wird anschließend weich geklopft. Vor dem eigentlichen Gebrauch kann der Zunderpilz dann auch noch einmal kräftig aufgelockert und zerrieben werden, um eine möglichst große Oberfläche zu schaffen.

Anstelle von Asche kann der Zunderpilz auch mit einer stickstoffhaltigen Flüssigkeit getränkt werden, um die Entzündbarkeit zu verbessern, wozu eine 20%ige Salpeterlösung optimal ist (z.B. 50 g Salpeter auf 200 ml Wasser) - aber selbst einfacher Urin zeigt durchaus seine Wirkung. Heutzutage kann man aber auch genauso gut auf Ammoniak oder Salmiakgeist zurückgreifen, der in jeder Apotheke erhältlich ist.
Die Scheiben brauchen nur knapp mit der Lösung bedeckt zu werden, sie sollten nicht darin schwimmen, müssen jedoch wenigstens 2 Tage einweichen und sollten während dessen zuweilen gewendet werden.

Letzten Endes glimmt gut getrockneter Zunderschwamm aber auch ohne jede Präparation. Wichtig ist jedoch, dass der Schwamm eine gut aufgeraute Oberfläche hat, damit der Funken überhaupt eine Chance hat, sich auf den Pilzfasern festzusetzen.

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fire_steel_viking Wikinger-Feuerschläger



feuerstein_-_flintstein Flint / Feuerstein



zunder_rohrkolben Rohrkolben-Zunder



feuerstein_und_zunder Mittelalter-Feuerzeug



Feuermachen mit Feuerstahl und Zunderschwamm

Um einen Funken zu erzeugen wird nun also ein etwa Daumennagel großes Stück Zunderpilz aufgefasert und direkt an eine möglichst scharfe Kante des Feuerstein gelegt und beides zusammen in einer Hand gehalten. Der Feuerschläger wird mit der anderen Hand in einer schnellen, halbkreisförmigen Bewegung mehrfach von oben nach unten gegen die Kante des Feuersteins geschlagen, bis ein Funken auf den darunterliegenden Zunderpilz fliegt und es ganz zart zu glimmen beginnt.
Hierbei kommt es nicht auf Kraft an, sondern auf Geschwindigkeit und Treffsicherheit. Denn schlägt man zu kräftig, zerbröselt die Feuersteinkante, schlägt man zu langsam, entstehen keine Funken. Es kann sich anbieten schon beim Schlagen leicht auf den Zunder zu blasen, damit sich der Funke sofort entzündet, doch man sollte beim Schlagen auf den Feuerstein in jedem Fall nicht zu nah mit den Augen herankommen, denn es ist gut möglich, dass hierbei winzige Steinsplitter abplatzen und die Augen verletzen. Mit etwas Übung kann man den Zunder mit 5 - 6 Schlägen zum Glühen bringen.

Hat sich nun ein kleiner Funke festgesetzt, heißt es schnell sein und den Glutpunkt auf dem Zunderpilz durch vorsichtiges Blasen zu einem zarten Glimmbrand zu erweitern. Der Zunder selbst glüht nur kurze Zeit und kann keine eigene Flamme entwickelt, daher benötigt die Glut Nahrung, um nicht gleich wieder zu verlöschen. Es ist also wichtig,  sofort leicht entflammbares Material hinzuzufügen, wobei sich am besten trockene und feinfaserige Materialien eigenen, wie z.B. Rohrkolben- und Distelwolle, getrocknete Birkenrindenstückchen und Birkenpapier, Brennnesselstängel, trockenes Moos, Heu, zerkleinertes morsches Holz, Kiefernspäne, Tannenzapfen, dürre Zweige usw.

Man legt nun also schnell, aber vorsichtig den glimmenden Zunder in das vorbereitete "Nest" aus Brennmaterial, und zwar so, dass die Glut in der Mitte liegt. Man nimmt das Ganze dicht ans Gesicht und beginnt stetig, aber sanft zu blasen, bis sich das Trägermaterial entzündet. Dabei entsteht eine starke Rauchentwicklung und man sollte besser nicht zu tief einatmen…. Gut bewährt hat es sich auch, alles zusammen vorsichtig in eine kleine Röhre aus Birkenrinde zu wickeln und sich den Kamineffekt zu Nutzen zu machen, wobei man durch leichtes Blasen am Fuß der Röhre die Glut schnell zu einer zarten Flamme vergrößern kann. Doch selbst wenn sich die Glut entflammt hat, kann sie auch ebenso schnell wieder verlöschen, daher ist es nun wichtig, vorsichtig festeres Brennmaterial in kleinen Mengen zuzugeben, wie Tannenzapfen, dünne Kiefernspäne und Zweiglein, bis man nach einer Weile endlich größere Zweige und Äste und schließlich sogar richtige Scheite Holz auflegen kann und man tatsächlich ein echtes Lagerfeuer zustande gebracht hat.

Zunder aus Rohrkolben

Sehr gut als Zunder geeignet ist der Rohrkolben (Typha), der sich an allen größeren Teichen und Seen finden lässt. Aufgrund seiner großen Oberfläche ist Rohrkolben ungemein leicht zu entzünden, er muss allerdings hiefür durch Nitrieren zuvor aufbereitet werden. Und das geht so: Der Rohrkolben wird nach dem Ernten zerpflückt, in Seife oder Waschmittel gewaschen und anschließend gut durchgespült. Nach dem Trocknen werden die Fasern in einer 20%igen Salpeter-Lösung aufnitriert und in dieser Lösung für 2 Tage stehen gelassen, wobei man hin und wieder etwas umrühren sollte. Nach dem Trocknen hat man einen erstklassigen Zunder, der beim kleinsten Funken Feuer fängt. Auch hier lässt sich alternativ Birkenasche, Urin, Ammoniak oder Salmiakgeist verwenden.

Zunder aus Leinen/Baumwolle

Eine ungemein einfache Art Zunder herzustellen, ist das gezielte Verkohlen eines Leinen- oder Baumwollstoffs, wozu sich z. B. eine alte Jeans bestens anbietet. Hierbei geschieht eigentlich genau das gleiche wie mit Holz in einem Holzkohlemeiler, bei dem am Ende alle flüchtigen Bestandteile verschwinden und nur der reine Kohlenstoff übrigbleibt.
Ideal geeignet zum Verkohlen ist eine alte Blechdose mit Schraubdeckel, z. B. eine Bonbondose. In den Deckel schlägt man mit einem Nagel ein Loch von etwa einen Millimeter, ohne dabei den Deckel zu verbeulen. Das Loch muss kreisrund sein und keinesfalls zu groß, denn es muss sich später luftdicht mit einem Zahnstocher verschließen lassen.

In die Dose kommen Stoffstücke von etwa fünf Zentimetern Länge bis diese dicht gefüllt ist; dann wird die Dose gut verschlossen und in die Glut am Rande des Lagerfeuers gelegt. Hierbei muss die Dose mit einer Zange immer wieder hin und her bewegt und gedreht und der Fortschritt des Verschwelns beobachtet werden.
Nach einiger Zeit entsteigt dem kleinen Loch im Deckel weißer Rauch, das sind flüchtige Substanzen, die von der Hitze aus dem organischen Material getrieben werden. Nach fünf bis zehn Minuten hört es auf zu qualmen und der Zunder ist fertig verschwelt. Nun wird die Dose aus der Glut genommen und das Loch mit einem Zahnstocher verstopft, so dass die Dose luftdicht verschlossen ist.

Nach dem Auskühlen ist der Zunder fertig und kann entnommen werden. Indem man ein Stück Zunder an den Rand einer scharfen Feuersteinkante anlegt und mit dem Feuerschläger darüber schlägt, fallen Funken auf den Zunder und er beginnt langsam zu glimmen.

Glutbehälter

Für die Menschen im Altertum war es ungemein wichtig, die einmal entfachte Glut am Leben zu erhalten und auch auf Reisen in einem Glutbehälter mit sich führen zu können. Denn die Möglichkeit, ein Feuer zu entfachen hängt auch stark von der jeweiligen Witterung ab, die die Entflammbarkeit des Zunders und der anderen Brennmaterialien wesentlich beeinträchtigt. Es erscheint logisch, dass Feuer sich an einem trockenem, heißen Hochsommertag leichter entfachen lässt, als an einem nasskalten Wintertag.
So führte bereits der berühmte Steinzeitmann Ötzi einen Glutbehälter aus Birkenrinde bei sich, in der er in frische Ahornblätter eingewickelt eine Portion Glut mit sich tragen konnte. So ein steinzeitlicher Glutbehälter aus einem frischen Stück Birkenrinde war oval bis zylindrisch und bis zu 20 cm hoch, bei einem Durchmesser von 10 bis 15 cm. Der Glutbehälter wurde an den Rändern gelocht und mit dünnen Baststreifen zusammengenäht und hatte vermutlich auch einen Deckel und einen Henkel zum Tragen. Wichtig war, den Glutbehälter mit frischen Blättern auszuschlagen und die Glut darin einzuwickeln, damit sie sich zum einen lange hielt und zum anderen das Holz nicht zu sehr versengte und das kostbare Gut evtl. unbemerkt durch ein Loch im Boden verschwand.

Wissenswertes über Feuerstein / Flintstein

Feuerstein hat sich vor Urzeiten als Ablagerung im Meer gebildet, indem über Millionen von Jahren kieselsäurehaltige Organismen wie Kieselalgen und Kieselschwämme abstarben und deren Skelette zu Boden sanken. Durch Bakterien bildete sich so über die Zeit am Meeresgrund ein so genanntes Kieselgestein. Feuerstein wird heute in Mitteleuropa vor allem in den Schichten des Jura und der oberen Kreide in Form von großen unregelmäßig geformten Knollen gefunden und besteht hauptsächlich aus Siliciumdioxid-Kristallen. Mikroskopische Einschlüsse von Luft und Wasser gaben den Feuerstein eine hellere Farbe, wodurch weißer Flint entstand, Kohlenstoff färbte ihn schwarz.

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Für die Bearbeitung von Feuerstein ist es wichtig zu wissen, dass langsam ansteigender oder schlagartig auf einen Punkt ausgeübter Druck als kinetische Energie vom Gestein aufgenommen wird und sich konzentrisch vom Schlagpunkt ausgehend ausbreitet, wodurch der Feuerstein gespalten wird. Die hierbei entstehende Bruchfront hat meist eine muschelförmige Gestalt und eine scharfe Kante, die man in der Steinzeit als Klingen nutzte.

Interessanterweise werden Klingen aus Feuerstein zum Teil auch heute noch als chirurgische Skalpelle verwendet, insbesondere bei Schönheits-Operationen, da frisch geschlagener Feuerstein absolut steril ist und die Kanten einer Feuersteinklinge trotz extremer Schärfe zudem eine leicht schuppige Oberfläche aufweisen. Diese verursacht beim Schneiden andere Wundränder als eine Stahlklinge, wodurch sie wesentlich besser und schneller verheilen und zugleich das Risiko einer sichtbaren Narbenbildung deutlich reduziert wird.

Auch in der Steinzeit wurden die hervorragenden Schneidleistungen von Feuerstein sehr geschätzt und es sind sogar mehrere tausend Jahre alte Schädel gefunden worden, bei denen mit Feuerstein-Klingen Löcher in die Schädeldecke geschnitten wurden, sogenannte Trepanationen. Vermutlich wollten die steinzeitlichen Doktoren damals auf diese Weise starke Kopfschmerzen oder Wahnsinn heilen und die bösen Geister aus dem Kopf herauslassen.

Aufgrund seiner großen Härte, der gut vorhersehbaren Spaltbarkeit und der ausgesprochen scharfen Schlagkanten war der Feuerstein in der Steinzeit ein enorm wichtiges Rohmaterial für Werkzeuge und Waffen und wurde über weite Strecken gehandelt. Zudem war Feuerstein wie der Name schon sagt zum Feuer machen elementar wichtig, wobei der Feuerstein nur als Schlagstein diente, der eigentliche Feuerstein, der den Funken erzeugte war hingegen Pyrit oder Markasit. Auch bei den frühen Steinschlossgewehren diente der Feuerstein als Zündhilfe und entfachte das Schwarzpulver für den Schuss.

Feuerstein, im nordischen Sprachgebrauch „flintsten“ oder einfach „flint“, ist ein Gestein, das vor ca. 50 Mio. Jahren in den kreidezeitlichen Meeren entstand.
Das ist der Grund dafür, dass sich Flintknollen zwischen den Kalkstein- und Kreideablagerungen unterhalb der obersten Erdschichten in Dänemark und Skåne fanden. Hier liegen die Flintknollen in schmalen, waagerecht verlaufenden Schichten, eingebettet in Schichten von Kreidevorkommen.
Gut ist das bei Möns Klint in Dänemark zu sehen, wo die Feuersteinbänder in den Abbruchkanten der Klippen mit bloßem Auge zu erkennen sind.
Die enormen in der Eiszeit auf die Erdoberfläche einwirkenden Kräfte pressten die Kreideablagerungen nach oben und machten dadurch die Feuersteinablagerungen für die steinzeitlichen Menschen zugänglich.
Auch die eiszeitlichen Gletscher führten Flintknollen mit sich. Diese waren allerdings von minderer Qualität und eigneten sich nicht für die Herstellung von Äxten und Dolchen, wurden aber als Ausgangsmaterial für Gerätschaften genutzt, bei denen es nicht so sehr auf die äußerst scharfen Schneiden ankam.

Heute findet man Feuerstein vor allem an den Küsten der Ostsee in großen Mengen in der Schreibkreide und am Strand und zuweilen entdeckt man beim Spazieren auch einen sogenannten Hühnergott, ein vom Zufall durchlochten Feuerstein. Der Name rührt von dem Glauben her, dass sie dem Huhn ins Nest gelegt Gesundheit und Legefreudigkeit des Federviehs verbessern würden. Heute werden Hühnergöttern gerne an einem Lederband auch als Talisman getragen.
Auf Rügen gibt es zudem ein riesiges Feuersteindepot, die unter Naturschutz stehenden Feuersteinfelder im Wald der schmale Heide südlich von Neu Mukran, wo auf einer gewaltigen Fläche mehrere Meter dicke Schichten aus Feuerstein liegen.
In der Steinzeit wurde Feuerstein jedoch nicht einfach am Strand gesammelt, sondern bereits in richtig großem Stil abgebaut und direkt an den Steilwänden und in Bergwerken im Inland gewonnen. Denn nur der bergfrische Feuerstein mit einem hohen Feuchtigkeitsgehalt war für eine hochwertige Herstellung von Feuerstein-Produkten geeignet.

 Flint –Ein Expotschlager der Steinzeit

Lange Zeit vor der Anwendung von Metall, schufen Menschen Werkzeug und Waffen aus Feuerstein. Von großen Gruben in Dänemark und Südschweden aus wurde der begehrte Stein in die skandinavischen Länder und noch weiter exportiert.
Bereits vor ca. 2,5 Mio. Jahren schufen die frühen Menschen die ersten Gerätschaften aus Stein. Dabei entdeckte man die äußerst scharfen Bruchkanten an den Splittern zerschlagener Gesteinsknollen und verwendete diese Abschläge für Werkzeug.
An vielen Orten der Erde war daher Flint, oder Feuerstein wie wir sagen, das bevorzugte Ausgangsmaterial für die Werkzeugherstellung.  Die Feuersteinschläger wurden so einer der erste Handwerksberuf der Menschheit.

In Skandinavien hatte dieses Handwerk in der Jüngeren Steinzeit (3900 – 1800 v. Chr.) seinen Höhepunkt – Tausende großer Äxte mit scharfen Kanten und sorgsam gestaltete Dolche wurden dort über Jahrhunderte hinweg geschaffen.
Dolche galten als mit die wertvollsten Feuersteinwerkzeuge und waren Statussymbol des Mannes, denn Feuersteinäxte waren unerlässlich für die steinzeitliche Landwirtschaft, damit der Wald gerodet und so neue Anbauflächen geschaffen werden konnten.

Die Axt war das wichtigste Werkzeug der steinzeitlichen Bauern. Um Boden für die Feldwirschaft zu gewinnen, musste der urzeitliche Wald gerodet werden – eine scharfe Axt war da der beste Freund des Bauern.
Die steinzeitlichen Bauern wussten ihre Äxte wohl zu schätzen. Gelegentlich wurden sie höheren Mächten geopfert, das waren dann große, überdimenisonierte Exemplare, die nicht für den alltäglichen Gebrauch geeignet waren.
Zugleich waren das aber auch die besten und schönsten Exemplare, die ein Feuersteinschläger herstellen konnte.
Auch Dolche wurden als Opfergaben gefunden. Während der späteren Steinzeit war der Dolch ein männliches Statussymbol.
Die Herstellung von Feuersteindolchen war so spezialisiert, dass nur eine kleine Zahl der Handwerker diese Kunst beherschten. Ca. 10 Stunden waren nötig, um einen solchen Dolch herzustellen - folglich wurden Dolche hoch geschätzt.

Der qualitativ beste Feuerstein fand und findet sich noch heute in Dänemark und Südschweden – das war die Grundlage für den steinzeitlichen Handel mit dem gesuchten Material.
Um dem großen Bedarf an Feuerstein nachzukommen beuteten die Menschen im südlichen Skandinavien sämtliche zugänglichen Vorkommen an Feuerstein aus, tatsächlich wurden an einigen Stellen regelrechte Gruben zum Abbau des begehrten Materials angelegt.
Vor allem fertige Äxte und Dolche wurden importiert, aber auch Halbfertigware, die vor Ort zu fertigen Geräten bearbeitet wurde. In den Gebieten, die über keine Feuersteinvorkommen verfügten, ging man äußerst sparsam mit dem kostbaren Material um. So sammelte man besonders in Norwegen selbst kleinste Feuersteinabschläge und verwendete sie als Messerklingen oder Pfeilspitzen.

Eine gute Kenntnis des Materials und viele Arbeitsschritte waren erforderlich, um aus einer rohen Feuerstein-Knolle ein brauchbares Werkzeug zu schaffen. Zur Bearbeitung wurden große Kieselsteine und Geweihstangen verwendet, mit denen man besonders gezielt arbeiten konnte, so dass in der Steinzeit wirklich beeindruckend schöne Dolchklingen, Äxte und Pfeilspitzen hergestellt werden konnten, die uns auch heute noch durch ihre Formgebung und Proportionen überzeugen.

Um ein Axtblatt oder einen Dolch zu schlagen, benötigte der Handwerker eine große, fehlerfreie Knolle. War die Knolle Wind und Wetter ausgesetzt, entstanden Frostsprünge, das minderte die Qualität des Rohmaterials.
Die besten Knollen fanden sich daher tief verborgen in den unberührten Kreidelagern. Um an diese zu gelangen, musste man graben.
Manchmal legten die Steinzeitmenschen große, offene Gruben an, manchmal gruben sie sich mittels schmaler senkrechter Schächte in die Tiefe. Feuersteinknollen abzubauen war ein riskantes Geschäft, da die Kreidelager weich und instabil sind.
Die Schächte wurden mit leicht schrägen Seitenwänden angelegt, da diese nicht so leicht einstürzen. Waren die Feuersteinlager in 5 bis 8 Metern Tiefe erreicht, folgte man der Schicht mehrere Meter seitwärts in unterschiedlichen Richtungen – es entstanden Gruben mit einem Wirrwarr an Stollen, die teilweise bis mannshoch sein konnten.
Am Grubenausgang saß der Feuersteinschläger, um unverzüglich die geborgenen Knollen zu prüfen – waren sie geeignet um die gewünschten Geräte herzustellen?
War das der Fall, gab er der Knolle die erste grobe Form.
Die Flintknollen, die die steinzeitlichen Grubenarbeiter ans Tageslicht brachten waren von hervorragender Qualität, frei von Frostsprüngen und so groß, dass die Handwerker daraus bis zu 45 cm lange Axtblätter und 30 cm lange Dolche schlagen konnten. Ein geübter Handwerker schlug eine Feuersteinaxt dabei innerhalb einiger Stunden.

Zwar wurden Flintstein oder Geräte daraus in großem Umfang exportiert, aber die meisten Äxte und Dolche wurden von Hand zu Hand weiter gegeben, sie wurden z. B. als Gastgeschenke und unter Nachbarn ausgetauscht.
In den Bereichen Nordens, die arm an Feuerstein waren, konnten eine Axt oder ein Doch eingetauscht werden gegen mehrere Stück Vieh.
Und ein Häuptling konnte seine Macht und seinen Wohlstand dadurch deutlich machen, eine wertvolle und teure Feuersteinaxt zu verschenken. Eine schöne Gelegenheit, seine Verbundenheit zu den Völkern im Süden zu zeigen, die ihn mit dem kostbaren Flintstein versorgten.

Verfasst von Peer u. Anita Carstens, Dippoldiswade 2010.

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Literaturhinweise

Gerd Weissgerber: 5000 Jahre Feuersteinbergbau - Die Suche nach dem Stahl der Steinzeit, Deutsches Bergbaumuseum Bochum, 1980, ISBN 3-921-533-66-XR.
Reinicke: Feuersteine - Hühnergötter
Henrik Schillin: Allt om Historia 4/08, S. 40 ff, Flintan - guld värd på stenåldern

Bildnachweise:
Wikipedia
Historiska.se
www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Feuerzeug.htmfacebooktwitter

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