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Historische Knochenflöten

Herstellung und Verwendung von Knochenflöten im Altertum

Eines der ältesten Musikinstrumente der Menschheit dürfte die Flöte sein, denn bereits aus der Altsteinzeit sind Flöten aus Knochen bekannt.

Die älteste erhaltene Knochenflöte stammt aus der Zeit der Neandertaler vor über 40000 Jahren und war aus dem Oberschenkel eines Bären gefertigt worden. Weitere Funde von Knochenflöten waren aus Rentierknochen, den Knochen von Schwanenflügeln und aus Mammut-Elfenbein gefertigt. Alle diese Flöten hatten wenigstens drei Grifflöcher.

Die älteste Flöte der Altsteinzeit, einer heutigen Blockflöte vergleichbar, ist die sog. Kernspaltflöte aus der Gudenushöhle bei Hartenstein in Niederösterreich.

Bei allen Flöten dieses Typs diente ein einfaches Stück ausgehöhlten Knochens, zum Beispiel ein Lammschenkel oder ein Elchknochen, als Grundform. An dem einen Ende des Knochens wurde ein Holzpflock hineingesteckt und die Öffnung somit bis auf einen schmalen Spalt für das Pfeifenloch verschlossen.

Auch eine Kombination von Holz mit Pech, Harz, Wachs oder eine Mischung aus allen diesen Materialien ist denkbar, um die Öffnung für den Lufteintritt modellieren zu können, was als Voraussetzung für eine gute Tonerzeugung wichtig ist.

Da für Knochenflöten häufig ein Schienbeinknochen verwendet wurde, lateinisch Tibia genannte, bürgerte sich in römischer Zeit der Name Tibia für Flöten im Allgemeinen ein. Doch auch noch in römischer Zeit hatte die Knochenflöte oft nur drei Löcher.

Zahlreiche spätere Funde von Knochenflöten stammen aus der germanischen Völkerwanderungszeit, der Wikingerzeit und aus dem Mittelalter. Die Flöten sind oft aus Knochen von Schaf oder Ziege gefertigt, aber auch Flöten aus Knochen von Gänsen und Schwänen wurden gefunden.

Im Mittelalter waren Flöten aus Schafs-Knochen weit verbreitet. Die Anzahl der Grifflöcher lag zumeist bei drei oder vier, zuweilen auch nur zwei; es gab aber auch Flöten mit fünf oder sogar sechs Löchern und einige hatten auch ein zusätzliches Daumenloch.
Aus Nürnberg ist eine mittelalterliche Knochenflöte mit sieben Löchern bekannt. Daneben gab es auch nach wie vor Flöten aus Vogelknochen.

Wie stellte man sich eine Knochenflöte her?

SchwanenknochenFür die Herstellung einer Kernspaltflöte aus Knochen benötigte man einen relativ geraden Röhrenknochen, wie einen Beinknochen von Hirsch, Schaf oder Ziege oder einen Flügelknochen von Schwan, Gans oder Reiher.
Nach dem Zusägen wurde der Knochen in Seifenlauge ausgekocht und anschließend zur Reinigung kräftig geschrubbt.

Nach dem Trocknen wurde das eine Ende für das spätere Mundstück von innen ausgefeilt, um eine glatte und wohl gerundete Innenwand zu erhalten. Bei größere Knochen war es nun nötig, einen Holzpflock passend zurechtzuschnitzen, bei kleineren Knochen reichte es aus, das Mundstück mit Harz, Pech oder Bienenwachs zu schließen.

Mit einer Feile wurde nun der Windkanal am Mundstück geformt, bzw. bei kleinen Flöten der weiche Verschluss vorsichtig mit einem Stück Holz geöffnet.

Die Kernspaltflöte wurde ganz  ähnlich wie eine heutige Blockflöte gestimmt, indem man mit dem untersten Loch zuerst beginnend entsprechend Länge und Durchmesser des Knochens den Abstand des Loches vom Ende der Flöte her bestimmte.

Mit einem Messer oder einem kleinen Drillbohrer wurden nun vorsichtig die ersten Fingerlöcher in den Knochen gebohrt und solange vergrößert, bis ein Ganztonschritt entstand. Die Länge des Knochens bestimmte hierbei, wie viele Löcher und welche Stimmung die Flöte am Ende erhielt.

In der Wikinger-Zeit gab es darüber hinaus auch Panflöten, so stammt eine sehr gut erhaltene Panflöte aus Holz aus der Wikinger-Siedlung Jorvik im heutigen York.



Literaturhinweise zu Knochenflöten

- C. Brade, Knöcherne Kernspaltflöten aus Haithabu. Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu, 12 (Neumünster 1978), 24-35.

- Christine Brade, Die mittelalterlichen Kernspaltflöten Mittel- und Nordeuropas, Neumünster 1975.
- Raymond Meylan, Die Flöte. Grundzüge ihrer Entwicklung von der Urgeschichte bis zur Gegenwart, Mainz 2000.
- Stefanie Osimitz, Die karolingischen Knochenflöten aus dem Kloster St. Johann in Müstair. In: Jahresbericht des Archäologischen Dienstes und der Denkmalpflege Graubünden 2006, Chur 2007, 68-73.


Verfasst von Peer Carstens, Dippoldiswalde 2011
Bildnachweise: Wikipedia

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